Schlacht um Langenzinggen
Strahlend blauer Himmel, endlos weites Meer, Sandstrand mit Palmen und mittendrin ich, liegend in einer Hängematte, das Leben geniessend und an nichts anderes denkend, als an strahlend blauen Himmel und endlos weites Meer. „Tagwache, auf, in fünf Minuten alle im Theoriesaal, bereit für Befehlsausgabe“ Mit diesen Worten wird man aus den schönsten Träumen geweckt. Nachtübung beginnt.
Die ersten vier Wochen unserer Offiziersschule waren geprägt von Nachtübungen. Allzu oft hörte man vor dem Schlafengehen Aussagen wie „Heute Nacht gibt es sicher eine Übung“. Natürlich waren diese Behauptungen völlig aus der Luft gegriffen, bewahrheiteten sich leider doch des Öfteren. Angefangen mit „eine Stunde früher aufstehen“ weil das Gewehr nicht sauber geputzt war, bis hin zu Nachtmärschen mit Vollpackung inklusive Biwakbau.
Eine Nachtübung blieb uns allen ganz besonders. Wieder einmal wurden wir unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet, dass man etwa 1 Stunde geschlafen hatte. Nach zwanzig Minuten waren alle bereit, die Gesichter mit Tarnstift grün und braun bemalt. Jetzt hiess es Sim-Ausrüstung (Simulationswesten, die die Kampfsimulation mit Sturmgewehren ermöglicht) montieren und Nachsichtgeräte fassen. Während in manchen Aspirantengesichtern richtige Vorfreude abzulesen war („In jedem Mann steckt doch ein kleiner Bub“), war aus anderen die Müdigkeit noch nicht ganz entwichen. Nichts desto trotz waren alle gespannt was die Nacht noch bringen würde.
Nachdem alle Gewehre richtig eingestellt und die Munition gefasst war konnte es losgehen. Während sich die Verteidigergruppe rund um ein kleines Häuschen mitten im Wald verschanzte, brütete die Angreifergruppe über den Angriffsplänen. Die Nacht war stockdunkel, doch dank modernster Technik blieb kein Gegner unerkannt. Stundenlang lagen die Verteidiger wartend in den Büschen, immer wieder aufgeschreckt von knacksenden Ästen oder dubiosen Lichtquellen. Eine unheimliche Stille lag in der Luft. Doch plötzlich gellten die ersten Schüsse durch den Wald. Alle waren wieder hellwach. Erste Gestalten tauchten aus der Dunkelheit auf. Man versuchte sie anzuvisieren und zu treffen, doch so leicht, wie man sich das vorgestellt hat, war es nicht. Immer mehr Gegner waren zu sehen. Und plötzlich wurde man selber beschossen. Sich möglichst klein machend versuchte man weiter möglichst viel zu treffen. Immer mehr Angreifer sanken getroffen zu Boden. Auf einmal ging alles schnell. Ein Trupp versuchte das Häuschen der Gegner zu stürmen, Schüsse fielen und dann war es aus. Der Angriff war gestoppt, Sieg für die Verteidiger. Erschöpft aber zufrieden traten wir die Rückreise an, die Sieger zur Belohnung motorisiert, die gescheiterte Angreifergruppe zu Fuss. Nach der Reinigung des Materials blieb wie so oft keine Zeit mehr für Schlaf und deshalb hockten wir uns direkt ans Frühstück, zwar ausgelaugt, aber doch mit einer Erinnerung mehr im Kampfrucksack.