Schlusswort des Klassenlehrers

Sie haben die Herausforderung wahrgenommen, 15 Wochen Ihres Lebens für die Ausbildung zum Offizier zu investieren. Sie haben Ihren militärischen Rucksack weiter gefüllt und sind nun bereit, das Gelernte umzusetzen, Mehrarbeit zu leisten. Dafür gebührt Ihnen Respekt.

Als Offizier (officium = Pflicht, zusätzliche Aufgaben) der Schweizer Armee haben Sie Mehraufwand zu leisten, Sie haben sich dafür entschieden, Sie sind bereit dazu. Der Mehraufwand, die zusätzliche Arbeit, manifestieren sich in der Auftragserfüllung: der Auftrag steht im Zentrum! Es geht darum, den Auftrag mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu erfüllen. Die Menschen, die Sie führen, sind dabei das wichtigste „Mittel“. „Führen im Militär heisst deshalb insbesondere: „den einzelnen dazu bringen, seine ganze Kraft für die gemeinsame Erfüllung des Auftrags einzusetzen, im Ernstfall auch unter Einsatz des Lebens.“ Der Auftrag steht im Zentrum!

Sie sind für den Einsatz Ihrer Unterstellten verantwortlich: Handeln und entscheiden Sie überlegt, die Ressourcen sind kostbar und unersetzlich. Hüten Sie sich jedoch davor, die Ressourcen zu schonen und die Auftragserfüllung zu gefährden: Der Auftrag steht im Zentrum!

Führen ist Chefsache, Sie als Chef müssen entscheiden, mit all den Konsequenzen, die daraus resultieren. Führen ist einfach und dankbar, solange es für alle angenehm ist. Führen wird schwieriger, wenn die Umstände unangenehm werden. Die Gefahr, den Menschen ins Zentrum zu stellen (und nicht den Auftrag) besteht genau dann, wenn der Chef lediglich auf sein Wohlergehen und das seiner Unterstellten achtet und die Auftragserfüllung nicht prioritär behandelt. Ein guter Führer versteht es, unter widrigen Umständen die Auftragserfüllung unnachgiebig anzustreben und dabei bestmögliche Umstände für seine Unterstellten zu schaffen.

Hptm IneichenIn Kürze werden Sie Chefs sein. Die Zeit und Möglichkeit, Fehler zu begehen und daraus Lehren zu ziehen, ist vorbei. Fehler erzeugen unmittelbar Auswirkungen auf Ihre Umwelt. Fehler können auch nicht delegiert werden, Sie tragen die Konsequenzen und die Gesamtverantwortung. Es besteht die Gefahr, nicht mehr entscheiden zu wollen/können, aus Angst, Fehler zu begehen. Umso mehr sind die Führungstätigkeiten entscheidend,Sie helfen Ihnen in der Entscheidfindung. Handeln Sie sorgfältig und überlegt, aber zeitgerecht: Ihre Unterstellten erwarten von Ihnen, dass Sie entscheiden.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft, Erfolg und das nötige
Glück in Ihrer Tätigkeit als militärischer Führer.

Hptm Thomas Ineichen; Klassenlehrer Klasse 1