Kultur und Umgang in der OS

In der heutigen Zeit hat jedes Unternehmen eine eigene Kultur und pflegt den Umgang mit Mitarbeitern und Kunden auf ihre eigene Art. Um eine solche firmenspezifische Kultur zu erlangen werden so genannte Kulturworkshops durchgeführt. Wie sieht das aber im Militär und speziell in unserer OS aus? Eigentliche Workshops können zwar nicht durchgeführt werden, trotzdem vereinfachen eine gute Kultur und ein entsprechender Umgang untereinander das Leben erheblich.

Beim Einrücken am Montagnachmittag kamen viele wieder in die Situation, welche sie in der Zwischenzeit schon einige Male erlebt hatten: Eine neue Kaserne, neue Vorgesetzte, neue Kameraden. Im Militär bleibt trotzdem vieles gleich, denn gewisse Umgangsformen (wie das Grüssen von Ranghöheren) sind vorgegeben. Anfangs kommt man sich immer ein wenig fremd vor und man sucht nach bekannten Gesichtern. Nach der Zimmerzuteilung stellt man schnell fest, dass sich die Kameraden links und rechts nebenan genau in derselben Situation befanden.

Für das Bekanntmachen sollten wir aber auf dem kommenden Marsch noch genügend Zeit haben, denn dort sieht man schon die einzelnen Charaktere und Typen – vom ungewillten Sportler bis zum unsportlichen Gewillten findet man alles. Hat man die üblichen Fragen nach Name, Wohnort, Funktion und Alter dann einmal gestellt, kommen schon die eigenen Äusserungen zum aktuellen Geschehen und damit verbundene (Militär-) Erlebnisse zum Ausdruck. Dann geht es nicht mehr lange bis auch schon die ersten „dummen“ Sprüche fallen und schon nach zwei, drei Tagen sind solche der ganzen Klasse hinlänglich bekannt und im allgemeinen Gebrauch. Genau gleich verhält es sich mit einigen Gesten und Mimiken: Einmal zur falschen Zeit am falschen Ort eine falsche Bemerkung oder Bewegung gemacht und schon ist man der Lacher der Klasse. Und das ist jetzt nicht abschätzig gemeint, sondern so wie es ist: Die Klasse hat Freude, die Person hat ein bleibendes Bild geschaffen. Was unsere Klasse dann so speziell macht, ist, dass sich aufgrund dieser „eingebürgerten“ Parolen und Gesten ein guter Klassengeist entwickeln konnte. Ist jemand mal in einem Tief, so ist es möglich ihn mit zusprechen aufzurütteln und an die guten, schönen Momente zu erinnern. Weiter kann jedermann stets auf die Unterstützung der Kameraden zählen. Ist ein Kamerad sportlich schwach und muss er noch den 5 km Waffenlauf nachholen, so wird während seiner Abwesenheit nicht nur das eigene Velo gereinigt, sondern normalerweise eben auch noch das des Kameraden. Es ist nicht etwa so, dass man nichts besseres zu tun hätte. Es geht hierbei darum, den Kameraden dort zu helfen, wo sie schwach sind. Im Gegenzug ist man dann natürlich auch froh, wenn man an der eigenen Schwachstelle (z. B. beim Schlafsackaufrollen) unterstützt wird. Für Stärkere bedeutet das, dass sie ihre persönlichen Ambitionen zeitweilig zugunsten der Allgemeinheit zurückstellen müssen. So hat jeder seine spezifischen Talente und Stärken, aber auch Schwachstellen. Was im Detail funktioniert, zahlt sich während belastenden, körperlich strengen Übungen aus. Einige Aspiranten sind ausdauernder, andere schon längst am Anschlag. Wie selbstverständlich nimmt man sich Packungen ab und ist bereit, mehr zu tragen, obwohl man selbst schon längst lieber Pause machen würde. Jeder gibt und hilft da, wo er kann.

Kultur 2

Die Unterstützung findet aber nicht nur aufgrund von Stärken und Schwächen statt, sondern auch dort, wo gewisse „Spezialarbeiten“ zu erledigen sind. So ist der Munitions-Chef oftmals „anderweitig“ beschäftigt. Es ist für niemanden eine Frage, dass man seine Waffe auch noch reinigt.

Aber auch in Führungssituationen kann man mit viel Unterstützung durch die Kameraden rechnen, denn oftmals muss man in kurzer Zeit eine brauchbare Entscheidung treffen. In solchen Situationen wäre man zwar manchmal lieber alleine, Kameraden machen einem aber auf Dinge aufmerksam, die man andernfalls ausser Acht gelassen hätte. Natürlich sind sich die Leute auch nicht immer ganz einer Meinung und alle Aspiranten sind angehende Führungspersonen. So gibt es auch den einen oder anderen Konflikt, denn ein jeder hat seine eigene Idee von der Umsetzung des Auftrags. Am Schluss ist man aber noch immer zu einer Entscheidung gekommen und Unterführer die damit nicht einverstanden waren, haben dann trotzdem nach ihrem Gutdünken gehandelt …

Nun ist es aber nicht so, dass eine solche Helferkultur von alleine kommt: Ein in dieser Hinsicht äusserst nützlicher „Aspiranten Coca-Cola Abend“ findet jeweils am Freitag Abend statt. Bei einem Getränk sowie diversen Snacks aus den „Fresspäcklis“ (hier ist ein Dank an alle Mütter, Geschwister, Kollegen sowie sonstige Verwandte und Bekannte angebracht) sitzt man in einer gemütlichen Runde zusammen und philosophiert über Gott und die Welt, lacht über die vergangene Woche und freut sich auf das Wochenende und das Wiedersehen der Kameraden am Sonntagabend.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Aspiranten sich gegenseitigen Respekt zollen, die Arbeit des andern schätzen und ihn nach Möglichkeit unterstützen. Dabei sind gewisse erlebte Gemeinsamkeiten von grossem Nutzen, denn so geht nie vergessen, dass wir letztendlich alle im selben Boot sitzen und die OS gemeinsam bestehen wollen. Nicht zu vergessen sind schliesslich auch die militärischen Umgangsformen, welche so befolgt werden, dass sie eines Schweizer Offiziers würdig sind.

„Verba docent, exempla trahunt!
Worte lehren, Beispiele reissen mit!“