Interview mit dem Schulkommandanten

Durch sein Engagement und seine Erfahrung hat Oberstlt Andreas Münchbach unsere Offiziersschule (OS) wesentlich geprägt. Aspirant Burkhard durfte im Gespräch Einblick in verschiedene Facetten des Lebens und Denkens unseres Schulkommandanten, abseits des „Daily Business“ der OS, nehmen.

Asp Michael Burkhard: Was für eine Einstellung zum Militär hatten Sie vor Ihrer Rekrutenschule?
Oberstlt Andreas Münchbach: Ich dachte dazumal, ich würde am ersten Tag wieder nach Hause gehen, weil ich mir den Arm gebrochen hatte und einen Gips trug. Wider Erwarten musste ich aber bleiben. Damals war die Rekrutenschule noch viel strenger als heute und man kam nicht so leicht davon. Eigentlich ging ich nur, weil ich musste!

Was hat Sie dazu bewegt, das Militär zu Ihrem Beruf zu machen?
Hmm, schwierige Frage! Ich bekam nach der RS Freude am Militär, die Abwechslung gefiel mir und ich konnte gute Erinnerungen aus meiner Militärzeit mitnehmen.

Was sind Ihre Lieblingstätigkeiten als Berufsoffizier?
Bei der Truppe zu sein, gemeinsam etwas zu erleben und meine Aspiranten zum Erfolg zu bringen.

Aus welchen Gründen haben Sie das Kommando der Offiziersschule übernommen?
Ich hatte zwei Möglichkeiten: S3 (Chef Ausbildung) des Lehrverbandes zu werden, was mit sehr viel Büroarbeit verbunden ist, oder eben Kommandant der OS zu werden.

Was wäre heute Ihre berufliche Tätigkeit, hätten Sie sich damals nicht entschieden, Berufsoffizier zu werden?
Wirklich keine Ahnung! Ich habe mich schon in sehr vielen Bereichen betätigt. Vom KV bei der Migros, über Lagerung/Verzollung, Informatik, Lagerverwaltung sowie PC-Support und Spedition (Arrangement) bei der ABB Baden.

Wie haben Sie Ihre OS in Erinnerung?
Wir hatten eine super Klasse und eine geniale Kameradschaft. Unser Klassenlehrer war aber eine absolute Katastrophe. Trotzdem war es eine sehr schöne Zeit.

Wo sehen Sie den grössten Wandel in der Offiziersschule, verglichen mit Ihrer?
In der OS waren damals achtzig Prozent Studenten – oder sogar mehr – und wir waren eher „Befehlsempfänger“. Die Führung war „enger“ und die Betreuung durch die Berufskader war ganz anders. Heute hat man als Aspirant viel mehr Freiheiten um Probleme zu lösen. Wir hatten noch viel mehr Angst vor unseren Vorgesetzten.

Was unterscheidet unsere von anderen OS Klassen?
Diese OS Klasse motzt und diskutiert viel zu viel. Aber der Wille, der Zusammenhalt und die Leistungen sind im Gros sehr gut. Sie sind eine sehr aufgeweckte Klasse. Das gefällt mir und macht den Alltag spannend.

Interview2

Kann man als OS Kommandant auch etwas von seinen Aspiranten lernen?
Natürlich! Von jeder Klasse. Vor allem was die Reaktionen von gewissen Apsiranten in bestimmten Situationen und Handlungen, die Menschenkenntnis und den Zusammenhalt anbelangt.

Ist die Uem/FU OS wirklich härter, strenger als andere?
Vom Hören und Sagen – ja! Aber das kann ich nicht direkt beurteilen da ich den Ablauf und Inhalt der anderen OS der CH-Armee zuwenig kenne. Es gibt sicher keine „weiche“ OS.

Wie stehen Sie zur Abschaffung des 100 Kilometer- Marsches?
Ist so, weil ist so. Es wurde so befohlen.

Wo sehen Sie die Stärken des Milizkaders?
Durch das zivile Wissen und Können, besonders bei technischen Truppengattungen, kann man unter Einhaltung tiefer Kosten enorm viel erreichen. So entsteht ein gutes Netzwerk zwischen dem Zivilen und dem Militärischen.

Wo sehen Sie die Stärken der Schweizer Armee?
Wie vorhin erwähnt. Einerseits das Milizsystem und andererseits die Vielfalt der Aufträge. Zum Beispiel das WEF, AMBACENTRO (Bewachung der Botschaften), das Eidgenössische Turnfest, das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest und EURO 08 usw.

Was war Ihre schlimmste Erfahrung im Dienst?
Als sich ein Hauptfeldweibel im Munitionsmagazin erschoss. Ich war damals Leutnant im Angestelltenverhältnis und musste ersatzweise die Funktion eines Feldweibels übernehmen.

Wieso nehmen sie bei jeder Offiziersschule (jährlich drei) die Strapazen der Gebirgswoche persönlich auf sich?
Dafür gibt es einen speziellen Grund: Das Kommando der Gebirgsspezialisten will einen Berufsmilitär dabei haben. Zudem geniesse ich diese Woche, da die Bergweltmich fasziniert und ich mich dort sehr wohl fühle.

Ist der Offiziersrang aus Ihrer Sicht auch für zivile Führungsstellen von Vorteil?
Ja, weil man in sehr jungen Jahren Führungstätigkeiten erlernt. Man sammelt Erfahrungen für das ganze Leben und es findet vielleicht auch früher eine Art Selbstfindung statt.

Könnten Sie sich vorstellen, in die Privatwirtschaft zurückzukehren, oder wollen Sie im Militär „alt“ werden?
Vorstellen kann ich mir dies schon. Doch ich bin zufrieden mit meiner jetzigen Tätigkeit. Wer weiss schon, was das Leben noch für Überraschungen bietet! Ich glaube, dass die heutige Zeit durch Mobilität, Flexibilität undAnpassungsfahigkeit gekennzeichnet ist, dies im beruflichen wie im zivilen Umfeld.